Stellenausschreibung 2.0

Veröffentlicht am 25. November 2012 | in der Kategorie Mein Senf dazu ... | Tags: , ,

Stellenanzeige in der Zeitung | Foto: Tax Credits on flickr

Wenn in einem kleineren Unternehmen eine Stelle aus irgendeinem Grund wieder zu besetzen ist, fällt diese Lücke stärker ins Gewicht, als in größeren Unternehmen. Die anfallende Arbeit kann nicht lange von anderen Kollegen oder Abteilungen geschultert werden und ein Qualitätsabschwung ist dem Kunden nur schwer zu verschleiern.

Also leitet man schnell gewohnte Maßnahmen ein: Stellenausschreibungen in lokalen Zeitungen werden aufgegeben, Arbeitsvermittler eingeschaltet und vielleicht sogar eine Onlineanzeige aufgegeben. Letzteres kann auch sehr vielschichtig angegangen werden. Je nach Branche gibt es spezielle Portale, in denen Unternehmen ihre Gesuche platzieren können. Auf diese Portale kommen Jobsuchende jedoch meist über Google. Also warum nicht gleich dort zuschlagen? Mit einer passenden Google Adwords Anzeige ist die Stellenausschreibung bei jeder Suche nach dem gewünschten Job im vorgegebenen Umkreis erster Treffer.

Bewerbungsgespräche sind zu einseitig.

Je nach der Formulierung der Ausschreibung bewerben sich dann X mehr oder minder interessierte und auf den Job passende Personen. In kleinen Unternehmen ist Recruitment noch Chefsache. Also entscheidet er nach seinem Dafürhalten, wer aus dem Pool bei ihm vorstellig werden darf. Das Verhör beginnt – und die Bewerber ziehen blank: welcher Abschluss, wie viele Jahre Arbeitserfahrung, „ich liebe Überstunden (denn ich brauche diesen Job)“. Vom Unternehmen und seinem potentiellen Job erfährt der Bewerber dann nur kanalisiert und portioniert. Er tappt in der Dämmerung – bewirbt sich für etwas, von dem er gar nicht wissen kann, ob er es will. „Wir melden uns bei Ihnen. Einen schönen Tag noch.“ Und dann warten … Und das unsichere Gefühl, ob man denn wirklich dort arbeiten möchte.

Doch nicht nur auf der Bewerberseite herrscht Unzufriedenheit. Oft kann auch der Chef mit seiner Ausbeute nicht ernsthaft zufrieden sein. Das liegt aber nicht (nur) an den Bewerbern. Denn diese wurden angelockt – von einer nichts sagenden Ausschreibung dazu verführt, auch an diese Adresse seine Unterlagen zu schicken. Vielleicht etwas halbherzig – aber das wäre auch nur eine Spiegelreaktion auf Phrasen wie:

  • gutes technisches Verständnis (check)
  • 
sehr gute MS Office Kenntnisse (check)
  • 
Kundenorientierung, Kommunikations-, Team- und Kontaktfähigkeit (joooa … check)

Solche Listen müssen doch zu dem Trugschluss führen: „Also bin ich perfekt für den Job!“

Mehr Transparenz bitte!

Es ist doch nur fair, dass auch das Unternehmen etwas über sich verrät. Und das nicht erst am Schreibtisch des Chefs oder im kleinen Konferenzraum während des ersten Bewerbungsgesprächs, sondern schon viel eher. Noch bevor man die Bewerbung erst losgeschickt hat. Denn sind die Fragen: „Will ich da wirklich arbeiten? Passt das Unternehmen zu mir?“ schon vorher durch ein gut platziertes (und wahres) Image des Unternehmens mit einem JA beantwortet, ist die Motivation gleich viel höher, dieses Ziel auch zu erreichen. Die Anzahl der Bewerber wird etwas zurückgehen – immerhin fallen die Bewerber weg, die eh nicht gern für dieses Unternehmen gearbeitet hätten, wenn sie es schon vorher gekannt hätten.

Und man erreicht noch mehr: man macht sein Unternehmen auch für die interessant, die derzeit nicht aktiv nach einem neuen Job suchen. Wenn man wirklich gut ist, ändert man sogar diese Einstellung und wirbt der Konkurrenz die Experten ab. Sorgt man sich schon in Zeiten, in denen man keinen Mitarbeiternotstand hat, um eine gute Außenwirkung, wird man mit Bewerbungen belohnt, ohne auch nur eine Ausschreibung veröffentlicht zu haben. Wenn der überall beschriene Fachkräftemangel uns eins gelehrt haben sollte, dann ist das, dass man für eben diese Fachkräfte interessant sein muss.

Employer Branding – der Arbeitgeber als Marke

Die Maßnahmen, das Unternehmen als attraktiven Arbeitgeber darzustellen und gegenüber anderen Wettbewerbern auf dem Arbeitsmarkt positiv zu positionieren nennt man Employer Branding. Dass das gar nicht so einfach ist, sieht man daran, dass viele Unternehmen nicht mal selbst wissen, „wer sie sind“. Wie sollen sie dann der Außenwelt davon erzählen? Ist man sich dieser Frage erst mal klar, heißt es je nach Zielgruppe und Unternehmen die richtigen Wege zu finden. Wie das aussehen könnte, möchte ich in einem anderen Artikel beleuchten. Bis dahin noch ein paar Lesetipps:

Jan Pötzscher befasst sich auf dem Blog der Dresdner Agentur queo in den Artikeln

ausführlich mit dem Thema Employer Branding. Der queo-Blog ist abgesehen vom grad passenden Inhalt ein super Beispiel für Employer Branding!