Wo wir gerade davon sprechen: Susi Ìs einzigstes Deppenapostroph
Nun sind Sachsen generell ja nicht dafĂŒr bekannt, ein sauberes oder auch nur gern zu hörendes Deutsch zu sprechen. Ich bin ganz froh, dass man mir meine Herkunft nicht gleich anhört. In den tĂ€glichen Sprachgebrauch meiner Umwelt haben sich ĂŒber den Dialekt hinaus kleine (und gröĂere) Fehler eingeschlichen. Ich fĂ€nde es schön, wenn wir 2013 mit guten VorsĂ€tzen starten â und diesmal nicht âgesund Essenâ, ânicht mehr Rauchenâ oder âOma öfter anrufenâ. Das ist natĂŒrlich alles sinnvoll und kann zusĂ€tzlich probiert werden. Auf die Verwendung der eigenen Sprache zu achten wĂ€re mir aber wichtiger. In den nĂ€chsten AbsĂ€tzen möcte ich auf die hĂ€ufigsten Fehler eingehen, die mir jedes Mal einen Stich versetzen, wenn ich sie höre.
Der einzigste Fehler.
Ich war heute in einem Bastelladen und habe Schleifenband gekauft. Hat man seine Wahl getroffen, soll man selber die gewĂŒnschte LĂ€nge von der Rolle abschneiden und diese zusammen mit der auf der Rolle vermerkten Artikelnummer auf einem bereitgelegten Zettel vermerken und damit zur Kasse wandern. Nun werden die Rollen immer wieder mit neuen BĂ€ndern aufgefĂŒllt und mit immer neuen Aufklebern versehen. Ich hatte jedenfalls die falsche Nummer abgeschrieben, wurde an der Kasse von der netten Kassiererin beruhigt, dass ich da bei weitem ânicht der einzigsteâ sei. Ich habe ihr mit schmerzverzerrtem Gesicht zugenickt, bezahlt und ihr noch einen schönen Feierabend gewĂŒnscht.
Was war falsch? In diesem Fall ist es offensichtlich: âeinzigâ gehört zu den Absolutadjektiven, die man nicht steigern darf. Und wenn man es sich genau ĂŒberlegt: klar, etwas einzigartig ist, kann es nicht geben, was einzigartiger oder gar einzigartigst ist. Weitere Beispiele fĂŒr solche Adjektive sind total, perfekt, völlig, optimal. Letzteres höre ich auch ab und an in falschem Gewand: âDas ist die optimalste Lösung.â
Susi Ìs Nagelstudio
Gleich vorweg, Susi ist hier ein generierter rein zufĂ€lliger Name und kann durch jeden anderen ersetzt werden. Wird dieser Name dann von Genitiv-s gefolgt, ist alles in bester Ordnung. Leider wird dieses s zu oft von einem âDeppenapostrophâ abgetrennt. Ein Apostroph darf jedoch nur in drei FĂ€llen gesetzt werden:
- Es darf (nicht muss) gesetzt werden, wenn das Pronomen âesâ zu âsâ verkĂŒrzt wird:
Wie gehtâs? Machâs gut! Sagâs mir! - Wenn der unbestimmte Artikel âein/eineâ verkĂŒrzt wird, ist das Apostroph auch fakultativ:
Was ân GlĂŒck! Haste mal ânen Euro? So ân Blödsinn! - Der einzige(!) vorgeschriebene Fall bei der Setzung eines Apostrophs tritt bei der Kennzeichnung des Genitivs von Namen, die auf s, ss, Ă, tz, z und x enden auf. Der Apostroph ersetzt hier das Genitiv-s:
Hansâ Mutter, Maxâ Cousine, Ministerin Zypriesâ Gesetzentwurf
Quelle der Beispiele und eine zu empfehlende Seite mit vielen Beispielfotos, die zeigen, dass auch big player wie Amazon, die FDP oder AXE Probleme bei der Einhaltung dieser einfachen Regeln haben: www.deppenapostroph.info
Bastian Sick (Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod) hat dazu in seiner Zwiebelfischkolumne schon 2004 versucht fĂŒr AufklĂ€rung zu sorgen: Bastian Sick zum Deppenapostroph.
Wo ich gestern aufgestanden bin.
Jetzt noch ein Fehler, den ich in den letzten Monaten aktiv abgelegt habe. Man muss keinen Migrationshintergrund haben oder im Plattenbau wohnen, um diesem Fehler zu erliegen. âDas beste wo gibt.â ist ein sehr ĂŒberspitztes Beispiel. âWo ich gestern aufgestanden bin âŠâ tritt schon hĂ€ufiger auf. NatĂŒrlich soll dieser Satz ausdrĂŒcken, was geschehen ist, ALS ich aufgestanden bin und keinen örtlichen Bezug herstellen. In vielen FĂ€llen, in denen âalsâ das richtige Wort wĂ€re, rutscht âwoâ von der Zunge. Achtet mal darauf. Mir hat ein Kollege dabei geholfen, der mich wehemend bei jedem wo-Missbrauch darauf hingewiesen hat. Mit der Zeit fielen mir die Fehler schon kurz nachdem ich sie ausgeplaudert hatte auf. Jetzt sind die FĂ€lle, wo (natĂŒrlich âbei denenâ) ich diesem Fehler erliege, selten geworden.
Endlich gute VorsÀtze
Zum Schluss noch einmal der Aufruf: nutzt den Jahreswechsel, um an eurer Sprache zu feilen. Die oben genannten Fehler sind bei weitem nicht die Einzigen, sondern nur die subjektiv schlimmsten. Deutsch ist vielleicht nicht sexy, falsches Deutsch aber definitiv nicht.