Werbung umgibt uns. Auf Plakaten an der Haltestelle, am Bus selbst, Anzeigen in der Zeitung, Spots im Fernsehen und Radio und auch hier im World Wide Web. Und auch bei Werbung ist es wie bei vielen anderen Dingen: sie ist selten gut und so originell, dass man sie sich bewusst gern ansieht. Leider nervt Werbung. Sie ist vom Rezipienten ungewollt – ein notwendiges Übel, das man hinnehmen muss.
Also versuchen sich die Menschen der Werbung zu entziehen. In Zeitungen werden die Seiten mit Werbung „ganz bewusst überblättert“ – als ob das ginge, das Unterbewusstsein hat den Inhalt schon längst aufgesogen. Werbeblöcke im Fernsehen werden zum Gang auf die Toilette oder zum Kühlschrank genutzt – oder stumm geschaltet. Das ist der Industrie natürlich hinlänglich bekannt. Deshalb dürfen wir uns an großformatige Einblendungen in laufenden Sendungen erfreuen oder mehr oder weniger plumpe Produktplatzierungen erleben.
Push- und Pull-Werbung
Bei Push-Werbungen wird eine große unbekannte Zielgruppe (ungefragt) mit Werbebotschaften befeuert. Push-Werbung erzeugt bei Konsumenten ein Bedürfnis, welches vorher noch nicht bestanden hat. Diese Form der Werbung kann sich äußerst manipulativ auf das Kaufverhalten auswirken und steht daher auch oft in der Kritik.
Pull-Werbung zieht (pull) man erst auf sich, wenn man sein Interesse für das Thema kundgetan hat. Sucht man also im Netz beispielsweise nach Waschmaschinen, bekommt man Anzeigen von Geräten aber auch Randprodukte wie Waschmitteln zu sehen. Wenn die Auswertung der Daten anonymisiert geschiet, finde ich diese Form nicht nur in Ordnung, sondern gegebenenfalls sogar nützlich für beide Seiten. Ich bekomme, wonach ich gesucht habe und der Hersteller weiß mehr über seine Kundschaft.
links ohne, recht mit AdBlocker
AdBlocker – das langsame Todesurteil des freien kostenlosen Netzes
Banner auf Websites lassen sich relativ einfach durch Adblocker entfernen bzw. nicht anzeigen (siehe Screenshots oben). Statt bunter, flackernder Kaufempfehlungen nur noch weiße Rechtecke oder einfach nichts. Aber was erreicht man damit? Der Betreiber der Seite erzielt durch das Klicken auf die Banner etwas Geld. Reich wird man damit freilich nicht, es dürfte aber die Kosten decken, die durch das Bereitstellen der Inhalte entstanden sind. Das sind einerseits Serverkosten aber auch Zeit, die die Ersteller der Inhalte geopfert haben, um diese aufzubereiten und zu veröffentlichen. Und wir nutzen den ganzen Tag über völlig selbstverständlich Dienste im Netz, ohne dafür zu bezahlen. Oder? Schon GEZahlt?
Das fängt bei der Suchmaschine an, geht über Soziale Netzwerke zu Blogs und Nachrichten. Letztere setzen vereinzelt auf Bezahlschranken. Ein lästiges, aber verständliches Mittel der Finanzierung (dann sollte man natürlich im Umkehrschluss auf Banner hinter der Schranke verzichten, *winkwink Sächsiche Zeitung*). Mathias Müller von Blumencron, Chefredakteur von Spiegel-Online, war ist ein großer Verfechter, keine Paywalls einzusetzen – jetzt ist er zusammen mit seinem Print-Kollegen Georg Mascolo beurlaubt worden. Wir können also gespannt sein, ob sich da an der Strategie beim Spiegel etwas ändern wird.
Du bist das Produkt.
Nicht jeder Dienst, für den man kein Geld bezahlt ist kostenlos. Denn man bezahlt mit Daten. Informationen über sich und sein (Kauf)Verhalten. Das kann jeder ganz einfach nachvollziehen: durchsucht das Netz doch mal ein paar Stunden nach Norwegen oder Schweden. Anschließend springen einen förmlich auf allen Seiten Camping-Ausrüstungen bei Amazon, Globetrotter-Banner und Kreuzfahrten ums Nordkap an. Auch dieses Abgrasen der eigenen Daten kann man umgehen. Aber wozu? Ich nutze genügend Dienste von Google und Co., warum soll ich im Umkehrschluss nicht ein paar Informationen von mir preisgeben? Anonymisiert. Sonst ist das Geschrei groß, wenn nicht nur der Anschluss des Internets, sondern auch die Inhalte bald richtig ins Geld gehen.
Wenn schon Werbung, dann solche, die auf mich zugeschnitten ist.
Wir sollten uns von dem Trugschluss befreien, dass es irgendetwas umsonst gäbe und uns bewusst machen, dass das Erschaffen jedes (geistigen) Gutes etwas kostet. Bezahlt wird nur nicht immer mit Geld, sondern mit Daten oder bei Blogs auch mal nur mit Anerkennung durch Kommentare und steigende Leserzahlen. Aber reicht das immer?
Fortsetzung folgt …