Bautzen wehrt sich gegen Asylmissbrauch
Screenshot 16.03.2014
In meiner Heimatstadt Bautzen geht es mal wieder zur Sache: am vergangenen Wochenende demonstrierten nach eigenen Angaben 373 Menschen gegen „Asylmissbrauch“. Organisiert durch eine Facebookseite – Bautzen wehrt sich gegen Asylmissbrauch – wird betont „GEGEN ASYLMISSBRAUCH heißt NICHT AUSLÄNDERFEINDLICHKEIT!“. Unter den 373 Demonstranten waren aber wie nicht anders zu erwarten natürlich Fahnenträger der NPD und anderer „nationaler“ Vereinigungen.
Grund des Ärgernisses: im Landkreis Bautzen sollen Asylbewerberunterkünfte geschaffen bzw. ausgebaut werden. Und das kann ja wohl nicht sein ^^. Da werden dann Äpfel mit Birnen verglichen und argumentiert, dass zu wenig Geld in zum Beispiel Bildung gesteckt wird und den Ausländern, „die hier keiner haben will“, zufließt. Soweit nicht viel neues. In (ostdeutschen) Kleinstädten haben diese Meinungsmacher ein leichtes Spiel. Wo hohe Arbeitslosigkeit herrscht und Angst vor Fortschritt Veränderung für Parolen voller Rechtschreibfehler sorgen, die so hohl sind, dass mein Kopf vor lauter Schütteln bald abfällt.
Das muss man doch mal sagen dürfen.
Unter den Kommentatoren finden sich nun aber auch ehemalige Mitschüler und Bekannte, denen ich schon noch etwas mehr Verstand zugestanden hätte. Aber das ist scheinbar zu lange her. Mittlerweile haben sich auch Frei.Wild und Böhse Onkelz in die Facebook-Profile gespielt und es scheinen keine Skrupel zu bestehen unter Klarnamen öffentlich Posts wie im Bild links zu veröffentlichen.
Leider verspielen Aktionen wie dieses Graffiti das Vertrauen in nicht-rechte Organisationen und Maik kann wieder gegen das „linke pack“ wettern.
Eine Mitschuld sehe ich aber auch an der lokalen Presse. Auch wenn in den Texten das Thema neutral behandelt wird, sind die Überschriften „Bautzen muss 150 Asylbewerber aufnehmen“ und „Braucht Bautzen ein Asylbewerberheim?“ sehr zugespitzt und spielen der Konservativen in die Arme.
Ich bin kein Nazi, aber …
Ich finde es viel problematischer, dass die Asylbewerber in Heimen vor der Stadt untergebracht werden und es weder vorgesehen noch erwünscht ist, sie in die Gesellschaft zu integrieren. Sie haben weder eine Arbeitserlaubnis, noch genießen sie Freizügigkeit. Sie sind aus ihrer Heimat geflohen und es kann ihnen doch niemand ernsthaft unterstellen, dass sie diese Tortur über sich ergehen haben lassen, um dann auf diese Art zu leben?
Die andauernde Isolation führt dazu, dass die Sprache nicht gelernt wird – wozu auch, ist ja niemand da, mit dem man sich auf deutsch unterhalten müsste – und damit fehlt der Grundstein für eine unproblematische Verständigung später. Durch das Arbeitsverbot wird natürlich die kriminelle Energie geschürt. Irgendwie muss man ja zu Geld kommen, wenn man etwas mehr haben möchte als die Grundversorgung zulässt. Dieses System ist nur darauf ausgelegt, die Menschen zu parken und sie wieder abzuschieben. Integration sieht anders aus.