Musik und die dazugehörigen Texte bewirken (bei mir) sehr viel. Musik begleitet uns ein Leben lang. Wir erinnern uns an bestimmte Augenblicke, Menschen und Gefühle zu ihnen, wenn wir ein Lied hören. Sie kann diese Gefühle auch wecken und verstärken – ein emotionaler Katalysator. Daher ist Musik für mich wichtig und ich möchte mich da auch nicht in enge Muster drängen lassen. Ich höre alles. Naja, ganz so ist es auch nicht (den Stadl lass ich gern aus). Je nach Stimmung und Beschäftigung variieren mein Musikvorlieben schon deutlich. Auf Partys sollte es elektronisch sein, sonst auch eher Indie, Singer-Songwriter-Pop oder auch mal ein Soundtrack (im Moment läuft der von “Drive”). Einiges lässt sich schwer in Genres gliedern und das will ich auch gar nicht machen. Ich sortiere meine Musik weder danach, noch verwendet ich Playlisten. Wenn ich gezielt Musik höre dann alben- bzw. künstlerweise.
Um nicht in der immer gleichen Suppe zu schwimmen, höre ich auch gern mal Radio. Und da bin ich auch schon bei dem Problem: in Sachsen gibt es KEINEN Sender, den ich mir antun möchte. Letzte Woche musste ich mir zwei Stunden auf dem Beifahrersitz “MDR JUMP – das Pop-Radio des MDR für junge Erwachsene” (lt. Eigenaussage) – anhören. Besser als nichts, aber mehr eben auch nicht. Das fängt bei scheinbar aufgeputschten ModeratorInnen an und zieht sich über langweilige Themen hin zu von einer scheinbar geschmacklosen Musikredaktion ausgesuchten Titeln – Formatradio eben. Und das dann in Dauerschleife. Hotrotation – obwohl der Slogan doch “Echte Abwechslung für Sachsen …” lautet. Ich frage mich, wen das ansprechen soll? Zwischen “Infinity” vom Guru Josh Project und “Everything at once” von Lenka kam noch der Einspieler: “Zuerst bei uns, dann bei den anderen”. Zuerst – vielleicht bei der Wahl zwischen Pest und Cholera hiesiger Radiosender.
Die sächsische Konkurrenz ist da nämlich nicht besser. Die Charts von Radio Lausitz sind eine Reise in die Vergangenheit. Von PSR will ich gar nicht erst anfangen. Wir hier im “Tal der Ahnungslosen” haben es scheinbar nicht anders verdient. Schaut man über die Grenzen unseres Freistaats hinaus in Richtung Berlin sieht es schon ganz anders aus. Dort hat man mit fritz und radioeins gleich zwei Sender, die es verstehen mit innovativem Programm und wirklich guter neuer Musik zu glänzen. Nach ein paar Monaten schwappt ein Bruchteil davon vielleicht ins heimische Radioprogramm. Doch empfangen kann man diese Sender hier nicht so einfach. fritz bekam ich in Bautzen noch mit etwas Glück, hier in Dresden habe ich aber keine Chance.
Aber wozu gibt es das Internet und gestreamtes Radio. Wenn der Wecker morgens klingelt, starte ich die fritzApp. Im Zug zur Arbeit und abends wieder zurück kann ich diese leider nicht nutzen. Abgesehen von Volumenbeschränkungen der Provider (flatrate?) ist hier der mangelnde Netzausbau Schuld. Also höre ich mir da Podcasts an. Die meisten Podcasts in meiner Liste sind Aufzeichnungen oben genannter Berliner Radiosender. Radio zum Mitnehmen.
FĂĽr bloĂźes Musikhören ĂĽberlege ich derzeit, mir den Spotify Premium Account zuzulegen, mit dem man dann beliebige und beliebig viele Titel offline zugänglich auf das iPhone laden kann. 10 € im Monat fĂĽr unbegrenzten Musikgenuss ist mehr als angemessen. Und eine Radiooption gibt es da ja auch. Nachrichten und redaktionelle Beiträge fehlen da natĂĽrlich und unter Radio verstehen die Stockholmer sowieso was anderes. Es ist eher eine Art der von Apple bekannten Genius-Playlists. Von einem Track ausgehend werden ähnliche Titel gesucht, von denen gedacht wird, dass sie dem Nutzer gefallen. Diese Auswahl kann man dann noch mit Daumen hoch und runter bewerten. AuĂźerdem kann man bestimmte Titel mit einem Sternchen versehen und sie somit zu seinen Favoriten hinzufĂĽgen, um sie später auch wiederzufinden und sich von dem KĂĽnstler weitere Titel anhören. So sie denn existieren, aber da ist die Abdeckung von Spotify schon ganz gut. Das Death-Metal-Album eines Kollegen (Led Astray: „Decades of Addiction“ bei iTunes) hat es auch pĂĽnktlich zum Release in die Datenbank geschafft.
Abschließend bleibt mir nur zu hoffen, dass die lokalen Radiosender bald aufwachen und statt Volksberieselung à la RTL2 qualitativ hochwertigen Content produzieren bzw. eine Musikredaktion beschäftigen, die sich auch als solche bezeichnen kann. Oder der Netzausbau soweit voran schreitet und vernünftige Verträge mit sich bringt, dass man wirklich das konsumieren kann, was man will. fritz und radioeins gehören ja schließlich beide zum rbb, sind also öffentlich-rechtlich und finanziert von unseren Gebühren Rundfunkbeiträgen. Ich träum jetzt noch etwas von WLAN im Regionalverkehr …