Ich bin gestern 11.077 Schritte bzw. 8,8 Kilometer gelaufen, habe 1.300 ml getrunken, schlief letzte Nacht 5 Stunden 52 Minuten und bin dabei 3 Mal aufgewacht. Gut zu wissen. Oder etwa nicht?
Vor ziemlich genau einem Monat habe ich mir das Flex der Firma Fitbit bestellt. Ein Fitness-Gadget, welches neben einem Schrittzähler auch gleichzeitig Ernährungscoach und Wecker sein will. Seitdem habe ich es immer getragen – bei Tag und bei Nacht – abzüglich kurzer Ladepausen.
Anprobe und Tragekomfort
Der Tracker wird anders als beim Fitbit One nicht nur in die Hosentasche gesteckt, sondern in einem Armband verstaut. Im Lieferumfang sind zwei Größen einer Farbe enthalten – zur Auswahl stehen Schwarz und Schiefergrau. Wer es bunter möchte und das Armband seiner täglichen Kleidung anpassen mag, kann sich (zum Beispiel hier für 25,90 €) noch ein zusätzliches Farbset (Korallenrot, Marineblau und Mintgrün – jeweils nur eine Größe der Wahl) kaufen. Steckt der Tracker dann erst einmal im Armband, ist er auch gegen Feuchtigkeit geschützt. Ich trug es immer unter der Dusche – nur beim Baden hatte ich zu wenig Vertrauen. Das Armband störte mich entgegen meiner Erwartungen auch nicht bei meiner Arbeit am Computer. Ich trage es rechts an der Maushand. Meine Armbanduhr lege ich dagegen schon das ein oder andere Mal ab. Auf der Oberseite (wo der Tracker sitzt) ist das Armband ein wenig dicker als am Verschluss. Dadurch bleibe ich selber, oder auch andere, daran gern einmal hängen. Aber da gewöhnt man sich sicher noch. Alles in allem ist das Flex aber schön leicht und sehr angenehm zu tragen.
Konnektivität
Anders als das Jawbone UP oder das Withings Pulse braucht das Flex nicht mittels Kabel an die Kopfhörerbuchse des Telefons oder Rechners geknüpft werden. Die Synchronisierung erfolgt über Bluetooth LE (low energy) – wie der Name schon sagt: äußerst stromsparend. Gerade die erste Zeit habe ich natürlich recht häufig auf mein iPhone geschaut, wie weit ich den Tag schon gelaufen bin oder habe eingetragen, wann ich etwas getrunken habe – selbst da hat der Akku nicht gleich schlapp gemacht. Man kann in der iOS-App (es gibt auch eine für Android) einstellen, wie regelmäßig der Datenaustausch zwischen Armband und Telefon und damit Web-Nutzerkonto geschehen soll.
Das Laden ist ein Minuspunkt, den bis jetzt alle diese Armbänder haben. Die Smartwatch „Gear“, die Samsung auf der IFA vorgestellt hat, hält ja gerade einmal 25 Stunden durch. Der Akku des Flex ist nach circa fünf Tagen geleert und teilt das via Push-Meldung und E-Mail mit. Warum sich solche Geräte nicht durch Bewegungsinduktion selbst aufladen können, ist mir jedoch ein Rätsel. Der frühere Handyhersteller Nokia hat für so ein Verfahren 2010 ein Patent angemeldet – jetzt nur kein Gerät, welches diesen nutzen könnte. Zurück zum Flex: zum Laden muss man das Armband dann also doch einmal abnehmen, den Tracker herausdrücken und in dem mitgelieferten Ladekabel an ein nicht mitgeliefertes USB-Netzteil (oder Computer) stecken. Der Ladezustand wird durch die LEDs auf dem Tracker angezeigt.
Ladeadapter, Tracker und Armband
Anzeige / Display
Das Flex verfügt über fünf weiße LEDs, die nebeneinander angeordnet sind. Ähnlich wie die Power-LED bei meinem weißen MacBook, sieht man diese LEDs allerdings nur, wenn sie auch benötigt werden. Tippt man mit dem Finger zwei Mal kurz hintereinander auf diese Zeile, zeigen die LEDs, wie viel Prozent des Tagesziels an Schritten man schon erreicht hat. Wenn beispielsweise zwei Leuchten brennen und eine blinkt, hat man 40 Prozent geschafft und befindet sich auf dem Weg zur nächsten Grenze: 60 Prozent. Eine etwas grobe Skala, aber für eine schnelle Einordnung nicht schlecht. Dass das Flex im ersten Anschein ohne Display auskommt, finde ich äußerst schick. Eine auf Berührung erscheinende Uhrzeit würde sogar dazu führen, dass das Flex auf meinen anderen Arm wechselte und so meine Uhr ersetzte. Schade. Tippt man zwei Sekunden lang (entspricht circa fünf Mal) auf die Displayleiste, aktiviert man den Schlafmodus. In dieser Zeit trackt der Bewegungssensor, wie ruhig man schläft, errät so, wie oft man aufgewacht ist und summiert die restliche Zeit bis zum Aufstehen (ebenfalls zwei Sekunden auf das Armband eintippen). Wenn man sein Tagesziel an Schritten erreicht hat (ab Werk 10.000) vibriert das Flex und die LEDs blinken alle „vor Freude“ wie wild.
Fitbit Dashboard auf www.fitbit.com
Wecker
Der Vibrationsmotor wird vom Flex aber auch als Wecker benutzt. Man kann auf der Weboberfläche oder in der App (sich täglich unterscheidende und wiederholende) Weckzeiten einstellen, die dann mit dem Flex synchronisiert werden. Ist diese Zeit dann erreicht vibriert der Tracker. Davon wird man wach – sehr zuverlässig. Ich habe mir zwar immer noch einen Handywecker gestellt, ihn aber noch nie gebraucht. Der Partner wird durch die Vibration bedeutend weniger gestört, als von einem laut rasselnden Weckton und kann noch etwas weiter schlafen. Ein Double-Tap beendet das Vibrieren, andernfalls verfällt der Tracker in einen Snoozle-Modus und fängt nach neun Minuten erneut an. Das Flex weckt auch immer zur festgelegten Zeit. Etwas besser der Mitbewerber: beim Jawbone UP kann man ein Weck-Zeitfenster festlegen, in dem man geweckt werden möchte. Angenommen ich möchte 6.00 Uhr aufstehen, wälz mich aber schon 5.45 Uhr halb wach im Bett umher. Dann weckte mich das UP lieber eher, als dass ich wieder in die nächste Tiefschlafphase fiele und dann wie gerädert aufwachte.
Fitbit App auf dem iPhone
Ernährungsplaner
Ich habe (noch?) keinen dringenden Anlass, mein Gewicht oder aufgenommene Kalorien zu überwachen. Aber ich trinke zu wenig. Und genau aus diesem Grund finde ich die Funktion, dass man in der App oder auch über die Weboberfläche seine getrunkenen Mengen an Flüssigkeit eintragen kann, so klasse. Wenn man einen Schritt weiter gehen möchte, kann man mit sich mit Abschluss eines Bezahlabos auch einen Ernährungsplan zusammenstellen lassen. Das habe ich allerdings nicht ausprobiert. Mein Gewicht habe ich zwar eingetragen und aktualisiere es ab und an auch, jedoch nicht so regelmäßig nebenbei, wie es mit der WLAN-Waage Aria von Fitbit möglich wäre.
Wozu das Ganze?
Wöchentlicher Newsletter
Macht mich etwas Elektronik am Arm fitter? Bewege ich mich dadurch mehr? Trinke ich öfter? – Ja, tatsächlich! Gamification heißt das Zauberwort – spielerisch erreichte Motivationssteigerung. Auf diesem Prinzip gründet sich der ganze Erfolg dieser Gadgets. Wenn am Ende des Tages zu wenig Schritte gezählt sind, kann das daran liegen, dass man mit dem Rad zur Arbeit gefahren ist, oder sich wirklich zu wenig betätigt hat. Dann geht man also vielleicht lieber noch mal eine Runde um den Block. Das
bei Amazon derzeit 129,99 € teurere Jawbone UP erinnert durch kurze Vibration sogar daran, dass man sich 15 oder 20 Minuten nicht bewegt hat. Für Schreibtischhengste der Anstoß mal zum Drucker oder an die frische Luft zu gehen.
Und was wäre ein Spiel ohne Medaillen? Bricht man gewisse Höchststände, verdient man sich kleine Abzeichen. Und wenn der Kampf mit dem eigenen Schweinehund nicht ausreicht: wer in seinem Freundeskreis noch weitere Besitzer dieses Gesundheitsspielzeugs hat, kann sich ganz einfach in der App oder dem Web-Dashboard mit ihnen messen: wer ist heute weiter gelaufen, hat mehr abgenommen ect. Ein weiterer Anreiz, das Auto stehen zu lassen und zum Bäcker & Co. zu laufen.